Barend Cornelis Koekkoek (Middelburg 1803-1862 Kleve)
Landschaft mit der Stiftskirche in Hochelten, 185(6)
Öl auf Holz, 35 x 45 cm
Signiert und datiert links auf Felsen: B.C. Koekkoek 185(6)
Auf der Rückseite eigenhändige Echtheitsbestätigung des Künstlers auf Papier und mit Lacksiegel
Leihgabe der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege Inv. Nr. 110
B.C. Koekkoek hat in einigen Gemälden Motive niederrheinischer - wie für die Romantik typisch - vor allem mittelalterlicher Bauten verarbeitet. Für dieses kleinformatige späte Werk wählte er eine der ältesten Kultstätten am Niederrhein, die heute noch von der niederrheinischen Ebene weithin sichtbare Stiftskirche des Hochadeligen Damenstiftes St. Vitus auf dem Eltenberg. Es ist die einzige bekannte Darstellung von der Hand des Künstlers. Von seinem Atelierturm Belvédère gesehen, stand ihm diese Landmarke jenseits des Rheines täglich vor Augen.
Werke B.C. Koekkoeks mit topografischem Bezug zum Niederrhein spielen in der Museumssammlung des B.C. Koekkoek-Hauses eine wichtige Rolle und zeugen von dem Stellenwert der Wahlheimat des Künstlers in seinem Werk.
Während architektonische Versatzstücke vom Künstler häufig in Fantasielandschaften eingebaut werden, handelt es sich bei dieser Darstellung wohl um eine topografisch weitgehend authentische Wiedergabe. In den Abendhimmel mit eindrucksvollem Wolkenspiel ragt der mächtige Turm der Stiftskirche, der Wolkenhimmel umspielt ihre Silhouette. Das Gotteshaus ist umgeben von den Gebäuden und der Mauer der Stiftsimmunität. Die durch die kriegerische Geschichte des Niederrheins mehrfach zerstörte Kirche steht auf der Anhöhe einer Seitenmoräne. Diese strategisch günstige Lage bietet bis heute einen eindrucksvollen panoramischen Blick über die niederrheinische Tiefebene.
Auf dem in die Bildmitte führenden, von Bäumen gesäumten Weg begegnen sich ein Körbe tragender Mann und eine Eselreiterin, unterwegs mit Vieh. Die dahinter abfallende sandige Grube ist in Schatten gehüllt und setzt die imposanten auf der Höhe stehenden Bauten in Szene. Im Hintergrund vom Sonnenlicht wieder beleuchtet, wird die Ebene mit abschließendem Horizont über dem unteren Bilddrittel sichtbar.
Der Künstler macht trotz des kleinen Formates meisterlich die Weite der Landschaft fühlbar: Niedriger Horizont mit hohem Wolkenhimmel, farbliche Abstufungen zum Horizont hin mit einer sich verlierenden angedeuteten Silhouette der Stadt Xanten (?), der Gegensatz zwischen dem feinmalerisch ausgeführten Vordergrund und einer fast impressionistisch anmutenden Malweise für die Auflösung der Details in der Ferne zeugen von für den Romantiker grundlegenden eigenen und genauen Beobachtung der Natur.
Auch das rechts angedeutete direkt Sonnenlicht zeichnet sich durch einen dickeren Farbauftrag und fast impressionistische Malweise aus. Ein ähnlich freier Farbauftrag findet sich links im Detail der Blumenwiese.